26.2.06

Der Abschied von hohen Zielen - noch 55 Tage

Wochenbilanz geplant: 81 km / gelaufen: 33 km
(Differenz bisher gesamt: -102 km)
BMI 22,5

Watt mutt, datt mutt. Und was nicht geht, das geht nicht. Ich konnte jetzt nicht länger die Augen vor der bitteren Läufer-Realität verschließen und habe mich von meinem 3:19-Ziel verabschiedet. Irgendwie ist das sogar eine Erleichterung. So richtig hab ich von Anfang an nicht daran geglaubt, dass ich überhaupt nochmal so schnell sein könnte. Meine Marathon-Bestzeit liegt nun schon zwei Jahre zurück, und ich bin seitdem nicht annähernd wieder so schnell gewesen.

Den Besuch beim Orthopäden hätte ich mir sparen können. Er glaubte, einen Ermüdungsbruch durch Röntgen ausschließen zu müssen. War natürlich keiner. Eine richtige Diagnose hatte er nicht zu bieten, und die weitere Therapie war seine Standard-Empfehlung: Anti-Rheumatika (Voltaren, Wirkstoff Diclofenac) und Kühlen. Darauf war ich schon selbst gekommen. Der Physiotherapeut glaubte, Wasseransammlungen im Gewebe gefunden zu haben und nahm eine Lymphdrainage vor. Muss man wohl dran glauben, damit's hilft.

Ganz so finster sieht meine kleine Läuferwelt aber gar nicht aus. Ich konnte jetzt zweimal schmerzfrei trainieren. Und so faul, wie es in der Bilanz erscheint, war ich auch nicht. Insgesamt 3,5 Stunden hab ich auf dem Heimtrainer verbracht. Da hab ich gespürt, dass die Radler-Muskulatur fehlt; es tat ganz schön weh, und der Schweiß tropfte bis auf den Fußboden.

Mein neues Ziel für London heißt jetzt: Schneller sein als im letzten Jahr (3:43). Das sollte immer noch drin sein, auch wenn der neue Trainingsplan nur noch zwei 30er vorsieht und der Wochenschnitt bei 58 km liegt. Ein Trost ist auch, dass New York die Quali-Zeiten erleichtert hat. Ich muss in M50 jetzt beim Halbmarathon nur noch unter 1:40 bleiben, statt früher 1:36. Das sollte ich auf jeden Fall schaffen können, wenn noch nicht in 2 Wochen auf Zypern, dann aber bestimmt am 02.04. in Berlin. (Link: New York 2006 Anmeldung)


Da es diese Woche wieder keine Wettkampf-Fotos gibt, hier mal ein Bild von dem Ort, an dem ich viel mehr Zeit verbringe als auf der Laufstrecke. Den Pokal hab ich übrigens nicht selbst gewonnen, sondern das Laufen-in-Witten.de-Team beim Sprockhöveler Staffel-Marathon.

Lauf-Erlebnisse sind verdammt vergänglich.
Gut, dass es bleibende Druckerzeugnisse davon gibt.

Montag: Muckibude
Dienstag: 8km mittel (5:30min/km)
Mittwoch: 75min cross training
Donnerstag: 10km sehr langsam (6:45)
Freitag: 20km Tempodauer/langsam (5:00/6:00)
Samstag: Muckibude
Sonntag: 6km langsam (5:45)
Woche gesamt: 44km

lauft schön
Euer Uli

19.2.06

Der Wurm drin - noch 62 Tage

Wochenbilanz geplant: 72 km / gelaufen: 34 km
(Differenz bisher gesamt: -54 km)
BMI 22,7

Ob das noch was wird? Ein Problemchen mit dem rechten Knöchel hat mich schon wieder aus der Bahn geworfen. Vorletzte Woche muss ich mir im Schnee den Fuß vertreten haben. Das hab ich lange nicht ernst genommen und bin damit auch noch den Wettkampf in Bertlich gelaufen, aber irgendwann konnte ich es nicht mehr ignorieren.

Foto: Das Behandlungs-Arsenal des ganz normalen Läufers

Laufpause war angesagt, so schwer es auch fiel. Wie Michael heute beim Lauftreff treffend meinte: "Das ist so, als ob man einem Kind das Räppelchen wegnimmt." Man könnte auch sagen: Laufen ist nicht alles, aber ohne Laufen ist alles nichts.

Der Eisbeutel liegt immer im Tiefkühlfach bereit, aber er half diesmal nicht, ebensowenig wie der Salbenverband über Nacht. Also schwenkte ich um zu Rotlicht-Wärme und Voltaren-Pflaster und -Tabletten. Zusammen mit 2 weiteren Ruhetagen zeigte das Wirkung, aber ein Durchbruch ist das noch nicht.

Zu allem Überfluss hat die vermeintlich überwundene Erkältung mich auch noch in eine Strafrunde geschickt. Trotzdem war heute beim Sonntagslauftreff eine recht flotte Runde in 5:18er Schnitt bei Normalpuls möglich (Ihr seht, ich bin unbelehrbar).

9 Wochen sind es noch bis London, also genau genommen nur 8 Trainingswochen. Wenn ich nicht allmählich in die Gänge komme, muss ich wohl oder übel mein Ziel korrigieren. Jetzt fehlt auch schon der erste lange Lauf, so dass ich nächsten Samstag beim Baukasten-Marathon in Bad Salzuflen mit verkürzten 26 km (statt 34) schon ganz zufrieden wäre.

Der (ursprüngliche) Plan für die nächste Woche:
Montag: Muckibude
Dienstag: 12km sehr langsam (6:00min/km)
Mittwoch: 15km Intervalle 4x2km (4:40)
Donnerstag 12km sehr langsam (6:15)
Freitag: Ruhetag
Samstag: 34km Bad Salzuflen (5:30)
Sonntag: 8km sehr langsam (6:15)
Wochensumme: 81km

Lauft schön durch die Woche
Euer Uli

11.2.06

Wieder im Rennen - noch 69 Tage

geplant: 64 km / gelaufen: 75 km
BMI: 22,6

So sieht das aus, wenn man sein eigener Trainer ist. Der Coach in mir weiß es besser und sagt: Nach dem Infekt vorsichtig wieder aufbauen, keine versäumten Kilometer nachholen. Der Läufer aber hört den Wald rufen und ist nicht mehr zu halten. Beide hoffen jetzt, dass das gut geht.

Am Dienstag war der Puls wieder normal, und das Laufen machte richtig Spaß. Hemmungslos ging ich Mittwoch ins Tempotraining (3x2km gesteigert von 4:50 bis 4:20), legte am Donnerstag eine Doppeleinheit nach und war auch Freitag wieder unterwegs. Dabei hüpfte ich so dynamisch durch den Wald, dass ich mich glatt 20 Jahre jünger fühlte - zumindest, solange es bergab ging.

Als Krönung schloss ich diese "Genesungswoche" heute mit dem 15km-Wettkampf in Bertlich ab und erreichte auch genau den geplanten 4:30er Schnitt. Aber wie! Gut, dass kein Arzt an der Strecke stand und mich röcheln hörte. Der hätte mir vermutlich die rote Karte gezeigt. Immerhin war nach 1 Stunde der Hals freigehustet, und auf den letzten 2 km bekam ich die zweite Luft. Vorher versuchte ich mich allerdings mehrfach mit Stehversuchen.

Der 4:30er Schnitt entspricht einem Halbmarathon von 1:36 Stunden. Das ist die Zeit, unter der ich am 02.04. in Berlin bleiben möchte. Das ist nämlich die Quali-Zeit in M50 für New York. Erstaunlicherweise kann man sich für den NYC-Marathon auch mit einem Halbmarathon qualifizieren. Noch erstaunlicher: Die geforderte Halbmarathon-Zeit von 1:36 ist deutlich leichter als die verlangte Marathon-Zeit von 3:20. Da ich nicht weiß, ob New York auch irgendeinen Provinzlauf als Quali anerkennt, hab ich mir sicherheitshalber Berlin ausgesucht.

Die kommende Trainingswoche hab ich etwas abgewandelt (zugegeben: auch etwas erhöht), da ich mal wieder am Ruhrklippenlauf des LT Dortmund-Bittermark teilnehmen möchte. Der findet einmal im Monat an einem Samstagmorgen statt und geht über 25km. Eine abwechslungsreiche, grüne Strecke mit ca. 500 Höhenmetern. Die rührigen Bittermärker bauen sogar immer eine Verpflegungsstation unterwegs auf. Die Teilnahme ist offen für jedermann (Sparschwein steht bereit!), und oft sind es über 100 Läuferinnen und Läufer, die sich in verschiedenen Leistungsgruppen auf den Weg machen.
Lauftreff Bittermark

Montag: Muckibude
Dienstag: 7 km langsam (5:45)
Mittwoch: 14 km GA1 (5:30)
Donnerstag: 10 km sehr langsam (6:45)
Freitag: 7 km langsam (5:45) und Muckibude
Samstag: 25 km langsam (6:00)
Sonntag: 16 km langsam (5:45)
Wochensumme: 79 km

"Läufer leben länger.
Marathonläufer sterben überhaupt nicht."
(Matthias Dix, Wittener Laufmentor)

lauft schön durch die Woche
Uli

Und sonst: Da in meinem Musik-Regal keine Renaissance-Musik vertreten ist, hab ich jetzt Udo Lindenbergs "Cello" in Dauerschleife. Soll sich fast wie Gambe anhören.

5.2.06

Mit Fehlstart in die erste Trainingswoche - noch 76 Tage

geplant: 60 km / gelaufen: 34 km

Das war ein klassischer Fehlstart! Ein hartnäckiger Infekt, der sich in allgemeiner Schwäche, Gelenkschmerzen und Magenbeschwerden äußert, zwingt mich zur Trainingspause. Die Probleme zeichneten sich schon beim Lauf am letzten Sonntag ab, als ich bei den Steigungen ungewohnte Schwierigkeiten hatte. Und dann war am Dienstag der Puls alarmierend hoch, 15 Schläge höher als gewohnt.

Jetzt muss ich mich wohl selbst an die Ratschläge halten, die ich sonst anderen gebe. "Versäumte Einheiten nicht mit Gewalt nachholen." heißt es da. Der Trainingsplan ist so schon anspruchsvoll genug. Die fehlenden 26 km schnell aufzuholen, wäre eine viel zu hohe Belastung.

Noch bin ich nicht beunruhigt. Ich hoffe nur, dass ich rechtzeitg fit werde, um die kommende Woche nach Plan absolvieren zu können. Es sieht allerdings noch nicht so aus.

Montag: Muckibude
Dienstag: 17 km langsam (5:45 min/km)
Mittwoch: 8 km gemäßigte Intervalle (2x2 km 4:40)
Donnerstag: 12 km sehr langsam (6:45)
Freitag: Muckibude
Samstag: Ruhetag
Sonntag: 17 km (15 km Wettkampf, Ziel 1:06)
Wochensumme: 64 km

lauft schön
Euer Uli

Exkurs: Die Viola da Gamba ist ein historisches Streichinstrument mit meist 6 oder 7 Saiten. Wörtlich übersetzt "Kniegeige", spricht man im Deutschen auch verkürzt von der "Gambe". Sie hat im Vergleich zu Geigen einen weicheren Ton und wurde in den Zeiten der Renaissance und des Barock benutzt. J.S. Bach verwendete sie in seinem 6. Brandenburgischen Konzert.

Musizieren und Laufen haben durchaus Gemeinsamkeiten. Es ist bei beidem von Vorteil, wenn man den Takt hält.

Viola da Gamba (Quelle: Wikipedia)